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Gern mehr davon

Gern mehr davon

24. September 2025

Der Herbst ist da, nach dem Kalender und real, mit sechs Grad am frühen Morgen und sonnigen Stunden tagsüber.
Und damit ein neuer Leseort für mich und ziemlich viel Lampenfieber.
Der Raum füllt sich, ich nippe trotz der Aufregung am Kaffee, dann endlich geht es los. Mit Vorstellung und kleiner Fragerunde, sehr angenehm. Ich muss antworten und habe keine Zeit für weitere Ängste.
Während ich anschließend die vorbereiteten Auszüge lese, herrscht absolute Stille.

Immer wieder muss ich mich selbst daran erinnern, das auch wahrzunehmen, dieses aufmerksame Zuhören ist mein Lohn.

Das während ich lese zu genießen, fällt mir nicht leicht. Ich muss schließlich vor allem flüssig vortragen, sollte mich nicht versprechen, ordentlich betonen und auf eine deutliche Aussprache achten, die im Alltag für mich leider nicht alltäglich ist.
Für Momente schaffe ich es, mich auf dieses Mucksmäuschenstille zu konzentrieren, und freue mich.

Ich beende die Lesung, die Ruhe bleibt. Niemand steht auf, niemand scharrt mit dem Stuhl oder kramt in der Tasche. Keine Fragen? Keine Meinung?
Erst einmal ein bisschen verdauen, sagt jemand, andere nicken.
Und dann geht es los. Ich antworte, darf aber auch schweigen und zuhören. Die Gäste erzählen, schwatzen miteinander, dann wieder mit mir. Es fühlt sich warm an wie ein Sommertag, dabei kannte ich vor einer Stunde noch niemanden.
Alle Ängste und die Aufregung sind vergessen, umsonst waren sie nicht, nur ein wenig zu stark. Ein neuer Ort ist immer eine besondere Herausforderung.

Nach diesem gelungenen Auftakt freue ich mich auf die nächste Lesung.

Morgengymnastik

Morgengymnastik

08. September 2025

Die Woche in Irsee ist nun schon seit einem Monat vorbei. Heute, vor genau einem Monat, haben wir als Kurs die letzte „Morgengymnastik“ absolviert zu einem Text von Hans Magnus Enzensberger, ein Dankeschön an das Leben.
Zuhause habe ich mit all den fremden oder nicht mehr ganz fremden Texten noch einmal begonnen und neue Assoziationen nutzen können. Und dann habe ich einfach weiter geschrieben. Mit Anregungen aus Büchern, aus den Nachrichten sogar, aus dem ganz normalen Alltag oder einer besonderen Bemerkung.
Miniaturen sind entstanden, die in mein Manuskript passen, an dem ich arbeite, und kurze Texte, die bald vergessen sein werden.

Ich hatte überlegt, zum Monatsende damit aufzuhören, aber gerade steht das gar nicht mehr auf meinem Plan. Der Begriff Morgengymnastik trägt mich, an manchen Tagen verfasse ich zwei oder drei Texte einfach nur zum Spaß. Und Spaß macht es. Immer noch.

Das Manuskript, das ich überarbeitet habe, wartet nun auf die nächste Runde, muss warten, liegen, reifen, bevor ich mich wieder daran setzen kann.

Wie immer fülle ich die schreib-freie Zeit mit Lektüre, tausche regelmäßig den Stapel aus, habe gerade ein gutes Gespür dafür, welche Bücher mich berühren, fesseln, weitertragen. Mir neue Inspiration liefern. Mir zeigen, wie es auch funktionieren kann: Das Experimentieren, das Formulieren. Wie viele Geschichten es gibt und wie einzigartig sie erzählt werden können.
Wie viel davon in meine Texte fließen kann.

Jeden Morgen einen Schreibgrund zu haben, gefällt mir.
Nach der Gymnastik auf dem Boden die im Sessel.

Eine irre Woche in Irsee

Eine irre Woche in Irsee

11. August 2025

Nach heftigem Dauerregen zu Wochenbeginn, der alles in ein tropfendes und glitschiges Grau verwandelte und mich zwang, meine Kleidung mit dem Föhn wieder zu trocknen, hatte Petrus – der Bildungsstätte in einem Kloster gemäß – ein Einsehen und schickte zur Wochenmitte die Sonne. Er übertrieb ein wenig, denn zum Kunstsommertag am Samstag waren es schon 29°. 

So durcheinander der Sommer sich zeigte, so konzentriert zeigte sich die Klasse. Bei der Morgengymnastik wurden Bauch und Gehirn trainiert und die Finger schrieben vorläufige Resultate in kleine und große Hefte und klopften auf Tastaturen herum.

Ich füllte Seite um Seite, ließ mich ein auf unbekannte Texte berühmter Autorinnen und lauschte gebannt den Ideen der anderen. Erst beim reichhaltigen Essen lernte ich ihre Namen, erfuhr Geschichten und konnte Kürzesttexte mit Lebenserfahrungen verknüpfen. 

Die Teilnehmerinnen (und ein junger Mann) formulierten ihr Feedback in einer selten erlebten Qualität, wohlwollend konstruktiv und ermutigend. Die sorgfältig geplante Struktur seitens der Dozentin ließ Platz für erfrischend offene Abweichungen. Eine Meisterin, die keine Meisterin sein wollte, überraschte und beflügelte uns.

Die von mir befürchtete Erschöpfung blieb aus, eine kreative Energie hing im Raum und breitete sich rings um das Kloster aus.

Vom Morgenimpuls mit Tasten, Hören, Sehen bis zum abendlichen Glas Wasser oder Wein waren die Tage eine permanente Inspiration und ich hoffe, davon etwas in den Alltag mitnehmen zu können.

Der Austausch in den ersten Wochen, verbunden mit meinem Vorhaben, die Morgengymnastik zu Hause fortzuführen, motiviert mich (erfahrungsgemäß schläft der Kontakt ein) und wird mit der wieder entdeckten Neugierde auf ungewohnte Ausdrucksmöglichkeiten nun öfter zum Einsatz kommen. Für Ein(s)sätze, Zweisätze, Dreisätze. Musikalisch, mathematisch, literarisch.

Schwäbischer Kunstsommer 2025

Schwäbischer Kunstsommer 2025

20. Juni 2025

Zum zweiten Mal werde ich nach Irsee fahren. Eine elendig lange Anfahrt steht mir bevor und eine vermutlich extrem anstrengende Seminarwoche. Egal. Ich freue mich sehr, noch einmal dort sein zu dürfen, in diesem Ort, den ich vor sieben Jahren zum ersten Mal erlebte und erkundete.


Vom Yoga auf dem Rasen, sehr früh, über das morgendliche Singen bis zu den Abendvorträgen, bis zur öffentlichen Kunst-Sommernacht, in der sich alle Sparten präsentieren durften, sind mir in guter Erinnerung geblieben. Auch damals waren die Seminare anstrengend, die Temperaturen extrem, das Essen zu reichhaltig für mich, die Unterbringung zu zweit so ungewohnt, dass ich mich zuweilen frage, weshalb ich mir das nun – sieben Jahre älter, noch einmal antue.


Es ist keine Frage. Die Atmosphäre in diesem Ort ist so inspirierend, dass ich alle Anstrengungen gern noch einmal auf mich nehme. Auch damals waren die Teilnehmerinnen jünger, das wird in diesem Jahr nicht anders sein. Die Gespräche mit ihnen waren so bereichernd, dass ich die ungewohnte Zweierzimmer-Situation aushalten werde. Die Vielfalt der dort arbeitenden Meisterklassen in allen nur denkbaren Gattungen ermöglicht innerhalb von Tagen Einblicke in eine komplexe Kunstwelt: Malerei, Druck, Textilkunst, Fotografie, Chor, Instrumentalmusik, Schauspiel, Lyrik, Prosa, Comic. Prosa interessiert mich selbstverständlich am meisten, Annette Pehnt wird das Seminar leiten. Eine Woche lang werde ich mich mit Gleichgesinnten über das Schreiben unterhalten können, wir werden über Erfolge und Probleme nachdenken und uns hoffentlich gut ergänzen.


Ich werde als Stipendiatin dort sein, auch das zum zweiten Mal, und ganz sicher wochen- oder sogar monatelang von den Begegnungen und Erlebnissen zehren können.

Ein neuer Verlag

Ein neuer Verlag

20. Juni 2025

Irgendwo öffnet sich immer eine Tür.
Der Spruch ist nicht neu, daran zu glauben, dass es weitergehen kann, weitergehen wird, fiel mir zwischendurch sehr schwer.
Nach zehn Jahren meist guter Zusammenarbeit hat der Verlag, der drei meiner Romane veröffentlicht hat, aufgegeben. Mit Kollegen gemeinsam versuchten wir zu retten, was nicht mehr zu retten ist, meine Bücher sind lieferbar, das immerhin. Andere Antworten auf die vielen Fragen habe ich nicht gefunden und ob mit Anwalt oder ohne – mehr, als die Rechte an meinen Werken zurückzubekommen, werde ich kaum erreichen.
Unschöne und zeitaufwändige, Nerven kostende und demütigende Monate danach kann ich wieder voller Hoffnung in meine literarische Zukunft blicken.
Ein kleiner Verlag, enthusiastisch, kreativ, und an meinen Texten interessiert. Der Vertrag ist unterschrieben, im Spätsommer beginnt das Lektorat.

Es gab weitere Zusagen – von Verlagen, die erwarteten, dass ich stapelweise Bücher selbst erwerbe oder auf das Lektorat verzichte. Bei der Abnahme von Büchern habe ich gezögert – es ist leider inzwischen nicht selten, dass selbst mittelständische Verlage so etwas von ihren Autoren erwarten. Beim Lektorat gibt es für mich keinen Kompromiss. Ohne Lektorat werde ich nicht veröffentlichen, so schmeichelnd die Verlage mich behandeln.

Der unterschriebene Vertrag enthält diese Regelungen nicht, das ist ein großes Geschenk.
Ich freue mich auf das neue Buch, vorsichtig, vermutlich glaube ich mein Glück erst, wenn ich den Roman in den Händen halte. Die Enttäuschung sitzt tief, bezüglich der zehn Jahre dauernden Verlagsbeziehung, die zu einer persönlichen geworden war, und bezogen auf die zahlreichen Ablehnungen von anderen Verlagen. Meine Texte passen nicht zum Mainstream, das weiß ich, vielleicht spielt auch mein Alter eine Rolle: Zwanzigjährige lassen sich nicht nur leichter vermarkten, sie können auch als Label aufgebaut werden. Talente gibt es zuhauf, und ob sich die Investition rechnet, ist ebenso unbestimmbar wie bei meinen Büchern.
Der neue Vertrag gibt mir Kraft. Zuversicht. Ich schaffe es sogar manchmal, meinen Text „wie ein Fremder“ zu lesen, streiche liebgewordene Formulierungen noch vor dem eigentlichen Lektorat.
Ende des Monats geht das Manuskript zum Verlag. Ich freue mich auf die spannenden Monate bis zum Erscheinen.

Lese-Pause, jetzt

Lese-Pause, jetzt

09. Juni 2025

Die letzte Lesung für dieses Halbjahr war ein guter Abschluss. Interessierte Gäste, dieses Mucksmäuschenstille während meines Vortrags, das ich so liebe und brauche, lange Gespräche im Anschluss.

Draußen lockte die Sonne, drinnen war es angenehm kühl, und der Blumenstrauß (den ich selten als Zugabe erhalte), hat die Rückreise gut überstanden und erfreut mich noch immer.

Obwohl es nötig wäre, nun die Herbstlesungen zu organisieren, genieße ich erst einmal die Auszeit. Ich muss keine Textstellen heraussuchen, keine Telefonate führen, die mich anstrengen und selten erfolgreich verlaufen, alles Klinkenputzen wird verschoben. Stattdessen genieße ich die Muße, mich auf neuere Texte zu konzentrieren, das Lesen, das Leben. Das ist ein wunderbares Gefühl inmitten des unbeständigen Wetters draußen, ein Gefühl der inneren Ruhe. Aufregend wird es früh genug wieder und wer weiß, ob ich nicht doch in ein paar Tagen beginne, den Herbst zu verplanen.

Zuerst aber möchte ich Kraft schöpfen, mich anderen liebgewordenen Tätigkeiten widmen. Durchatmen. Mir ein bisschen Erholung gönnen und mich auf den Sommer freuen.

„Für Kinder muss man schreiben wie für Erwachsene – nur besser“

„Für Kinder muss man schreiben wie für Erwachsene – nur besser“

12. Mai 2025

Dieses Zitat von Maxim Gorki oder Erich Kästner (es war mir nicht möglich, das herauszufinden, beide haben das jedenfalls beherzigt) geht mir seit einigen Tagen durch den Kopf. Ich lese Jugendbücher. Ich hatte mich darauf gefreut, wieder in der Jury für den ver.di-Literaturpreis zu sein, Jugendbücher gehören nicht zu meinem üblichen Repertoire an Lesestoff.

So, wie ich gern am bundesweiten Lesewettbewerb teilnehme, um einen kleinen Einblick in die Vorlieben von Kindern einer sechsten Klasse zu bekommen, erfahre ich auch gern, was ältere Jugendliche lesen. Oder lesen würden, denn beim Literaturpreis sind es die Verlage und Autorinnen, die Bücher einreichen, nicht die Leser. Das unterscheidet die Wettbewerbe.

Das Leuchten in den Kinderaugen beim Vortrag, ihre Nervosität, ihr zu schnelles Lesen, all das zeigt mir, wie sehr sie das gewählte Buch lieben.

Ich könnte recherchieren, ob eines der eingereichten Werke auf BookTok oder Bookstagram oder einem anderen Kanal beworben wird, herzzerreißend, lachend oder weinend, aber das wäre nicht einmal ähnlich der Situation in einer 6. Klasse oder Bibliothek. Ich kann die Bücher nur selbst lesen – das wollte ich schließlich auch tun.

Der Stapel ist hoch, ich brauche nach den ersten Werken erst einmal eine Pause – die ich mit Literatur fülle. Mit Erwachsenenbüchern, die die Schönheit der Sprache zeigen, den roten Faden nicht verlieren, humorvoll und spannend geschrieben sind. Das erfüllt sich auch nicht bei jedem Titel. Vielleicht habe ich gerade das Glück, diese Geschichten auf dem anderen Stapel liegen zu haben, sie begeistern mich, sie hallen nach.

Auch bei den durchgearbeiteten Jugendbücher gibt es Episoden, die mich fesseln, die nachklingen, mich berühren. Die Themen, die Figuren, Schauplätze. Bisher habe ich keinen Favoriten gefunden, aber noch warten viele ungelesene Jugendbücher, die mich überraschen können.

Sofern sie das einlösen, was Erich Kästner oder Maxim Gorki nicht nur wunderbar formulierten, sondern umsetzten: „Für Kinder muss man schreiben wie für Erwachsene, nur besser“.

Lese-Pause

Lese-Pause

13. April 2025

Ganz ist es noch nicht so weit, erst ab Mitte Juni wird es tatsächlich eine Pause geben, aber gerade liegt beinahe ein ganzer Monat vor der kommenden Buchpräsentation. Es war insgesamt viel los in den letzten Wochen.

Die Lesungen waren nicht nur pure Anstrengung (organisieren, vorbereiten, laut lesen üben, zum Ort der Veranstaltung fahren, eine Stunde stehen beim Vortrag, anschließend Gespräche führen), sondern geben mir immer viel zurück. Die Fragen sind oft ähnlich, nach dem, was „authentisch“ ist, nach dem, wie ich Ideen finde und ob ich vom Schreiben leben kann. Natürlich nicht. Aber von den Lesungen. Nicht im materiellen Sinn, sondern psychisch. Eine gute Lesung trägt mich lange durch den Alltag. Ich denke über die Fragen nach, versuche, die mich jedesmal berührende absolute Stille während meines Vortrags nachzuempfinden, sie noch einmal zu genießen. Diese Stunde ist oft der einzige Kontakt zu den Menschen, die meine Bücher lesen oder nur mir zuhören möchten. Beflügelt bereite ich auf dem Rückweg im Kopf schon die nächste Lesung vor, überlege mir andere Textstellen, die noch besser passen könnten. Ich möchte diese Tage nicht missen, so anstrengend sie auch sind.


Manchmal, wenn ich aus einem älteren Roman lese, erhalte ich schon vorab wunderbare Eindrücke, weil die Gäste das Buch kennen. Und sich dennoch auf den Weg gemacht haben, um mir zu lauschen, Textstellen zu erkennen und anschließend lange über eigene Erfahrungen berichten. Das geschieht manchmal in einem großen Kreis, an anderen Tagen sind nur zehn oder zwölf Gäste gekommen, es passiert aber, dass ich mit den wenigen Zuhörern länger im Gespräch bleibe als es bei größeren Runden der Fall ist – vermutlich ist die Hemmschwelle bei mehr als dreißig Leuten höher.
Wenige Zuhörer wirken auf mich wie eine Familie oder ein Freundeskreis, dabei kenne ich niemanden. Und auch sie kennen nicht mich, sondern nur meinen Text.


In diesem Frühjahr und Frühsommer sind die Vorbereitungen besonders aufwändig, weil ich aus allen drei Romanen vortrage. Vor unterschiedlichen Altersgruppen, an sehr unterschiedlichen Orten. Ich kann beim Texte heraussuchen, beim Lesen üben und beim Vortrag auch meinen Weg nachvollziehen und die teils gegensätzlichen Spannungen des Schreibens. Stufen, die nicht unbedingt auf einer Leiter nach oben führen, sondern Zwischenräume ausloten. Es gibt lyrische Passagen, dokumentarische, es gibt neben Landschaftsbeschreibungen seitenweise Dialoge. Passend zur jeweiligen Geschichte, so wollte ich es. Nach einer Lesung denke ich, es ist mir gelungen.

100 Tage

100 Tage

10. April 2025

Die ersten einhundert Tage des Jahres 2025 sind nun herum und wie in den letzten Jahren üblich, kann ich mich nur darüber wundern, wie schnell sie vorbeigezogen sind.
Trotz oder wegen der Seminare habe ich viel geschrieben, an unterschiedlichen Texten, insgesamt sind es knapp einhundertdreißig Seiten geworden. Das ist nicht so viel, wie ich erhofft hatte, die drei Seminare, der Besuch der Buchmesse, Lesungen aus unterschiedlichen Romanen und der Alltag haben mich doch mehr beschäftigt als erwartet. In meinem Kopf sind noch viele Ideen und sogar fertige Szenen, ich muss sie nur aufschreiben. Dafür finde ich nun wieder mehr Zeit und ich freue mich darauf.
Denn das Schreiben am Morgen trägt mich weiterhin, nicht so sehr wegen der Struktur des Tages, sondern wegen des Gefühls, etwas geschafft zu haben. Die Überarbeitung muss noch warten, bis alles, was sich an Ideen in und nach den Seminaren angesammelt hat, erst einmal aus der Feder respektive der Tastatur aufs (digitale) Papier geflossen ist.

Hamburg und Wolfenbüttel

Hamburg und Wolfenbüttel

4. April 2025

Das Autorendock und die Bundesakademie. Innerhalb von zehn Tagen, definitiv zu viel für mich, aber es hat sich gelohnt. Beides.

Textbesprechung ein ganzes Wochenende lang, und trotz des viel zu lauten Hotels in Hamburg und – natürlich? – verspäteter Züge Geschichten, die nachwirken. Eine vorsichtig agierende Gruppe, an einigen Stellen hätte ich mir konstruktive und auch härtere Kritik gewünscht, aber ich war eine der wenigen Teilnehmer, die Seminarerfahrungen besaßen. Achtsames Umgehen miteinander hat auch etwas Gutes, von Achtung geprägtes Kundtun von Meinungen nämlich. Von Hamburg habe ich nicht viel gesehen, aber der Espresso auf dem Terrassendach im strahlenden Sonnenschein – und allein mit meinen Gedanken – bleibt mir wohl noch eine Weile in Erinnerung, ebenso wie die überwiegend autobiografischen Inhalte der Texte. Als Bonus erhielten wir den eigens vom Dozenten lektorierten eingereichten Text.


In Wolfenbüttel sitzen zwei Dozenten vorn, die Diskussionen können somit wesentlich strukturierter ablaufen, das mag ich an der Bundesakademie. Ebenso das Vermitteln von Wissen, anhand fremder alter und neuer Texte der veröffentlichten Literatur, sogar eine kleine Schreibübung fand noch Platz in dem prall gefüllten Zeitrahmen von drei Tagen.
Ich mag es auch, in Wolfenbüttel die Veränderungen wahrzunehmen. Die einstige Stadt mit „Zonenrandförderung“ verfiel nach der Wende zusehends, inzwischen stehen weniger Geschäfte leer, neue Grünanlagen entstanden, Baustellen künden von weiteren Vorhaben. Die Mühle steht für Beständigkeit. Die Textkritik ist sachlich, es wird manchmal zu viel abseits der Thematik geredet, das schaffen selbst zwei Dozenten nicht einzugrenzen. Trotz der hohen Teilnehmerzahl werden immer alle Besprechungen geschafft, der Humor (manchmal ausufernd ins Kalauern) sorgt auch drinnen für ein angenehmes Klima. Draußen lockte die Sonne, die wir in einer längeren Mittagspause genießen durften. Die obligatorische Lesung eines Dozenten am zweiten Tag ist immer etwas Besonderes. An diesem Montag war die Mühle so gut besucht, dass ich erstmals nach oben flüchtete und mit einer wunderbaren Aussicht aus der Galerie auf den unteren Raum und die Lesung belohnt wurde.
Zwei Seminare also, das dritte in der Reihe und erste der Aufzählung fand in Rendsburg statt, und nun wartet viel Arbeit. Auf die ich mich freue.