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„Für Kinder muss man schreiben wie für Erwachsene – nur besser“

„Für Kinder muss man schreiben wie für Erwachsene – nur besser“

12. Mai 2025

Dieses Zitat von Maxim Gorki oder Erich Kästner (es war mir nicht möglich, das herauszufinden, beide haben das jedenfalls beherzigt) geht mir seit einigen Tagen durch den Kopf. Ich lese Jugendbücher. Ich hatte mich darauf gefreut, wieder in der Jury für den ver.di-Literaturpreis zu sein, Jugendbücher gehören nicht zu meinem üblichen Repertoire an Lesestoff.

So, wie ich gern am bundesweiten Lesewettbewerb teilnehme, um einen kleinen Einblick in die Vorlieben von Kindern einer sechsten Klasse zu bekommen, erfahre ich auch gern, was ältere Jugendliche lesen. Oder lesen würden, denn beim Literaturpreis sind es die Verlage und Autorinnen, die Bücher einreichen, nicht die Leser. Das unterscheidet die Wettbewerbe.

Das Leuchten in den Kinderaugen beim Vortrag, ihre Nervosität, ihr zu schnelles Lesen, all das zeigt mir, wie sehr sie das gewählte Buch lieben.

Ich könnte recherchieren, ob eines der eingereichten Werke auf BookTok oder Bookstagram oder einem anderen Kanal beworben wird, herzzerreißend, lachend oder weinend, aber das wäre nicht einmal ähnlich der Situation in einer 6. Klasse oder Bibliothek. Ich kann die Bücher nur selbst lesen – das wollte ich schließlich auch tun.

Der Stapel ist hoch, ich brauche nach den ersten Werken erst einmal eine Pause – die ich mit Literatur fülle. Mit Erwachsenenbüchern, die die Schönheit der Sprache zeigen, den roten Faden nicht verlieren, humorvoll und spannend geschrieben sind. Das erfüllt sich auch nicht bei jedem Titel. Vielleicht habe ich gerade das Glück, diese Geschichten auf dem anderen Stapel liegen zu haben, sie begeistern mich, sie hallen nach.

Auch bei den durchgearbeiteten Jugendbücher gibt es Episoden, die mich fesseln, die nachklingen, mich berühren. Die Themen, die Figuren, Schauplätze. Bisher habe ich keinen Favoriten gefunden, aber noch warten viele ungelesene Jugendbücher, die mich überraschen können.

Sofern sie das einlösen, was Erich Kästner oder Maxim Gorki nicht nur wunderbar formulierten, sondern umsetzten: „Für Kinder muss man schreiben wie für Erwachsene, nur besser“.

Lese-Pause

Lese-Pause

13. April 2025

Ganz ist es noch nicht so weit, erst ab Mitte Juni wird es tatsächlich eine Pause geben, aber gerade liegt beinahe ein ganzer Monat vor der kommenden Buchpräsentation. Es war insgesamt viel los in den letzten Wochen.

Die Lesungen waren nicht nur pure Anstrengung (organisieren, vorbereiten, laut lesen üben, zum Ort der Veranstaltung fahren, eine Stunde stehen beim Vortrag, anschließend Gespräche führen), sondern geben mir immer viel zurück. Die Fragen sind oft ähnlich, nach dem, was „authentisch“ ist, nach dem, wie ich Ideen finde und ob ich vom Schreiben leben kann. Natürlich nicht. Aber von den Lesungen. Nicht im materiellen Sinn, sondern psychisch. Eine gute Lesung trägt mich lange durch den Alltag. Ich denke über die Fragen nach, versuche, die mich jedesmal berührende absolute Stille während meines Vortrags nachzuempfinden, sie noch einmal zu genießen. Diese Stunde ist oft der einzige Kontakt zu den Menschen, die meine Bücher lesen oder nur mir zuhören möchten. Beflügelt bereite ich auf dem Rückweg im Kopf schon die nächste Lesung vor, überlege mir andere Textstellen, die noch besser passen könnten. Ich möchte diese Tage nicht missen, so anstrengend sie auch sind.


Manchmal, wenn ich aus einem älteren Roman lese, erhalte ich schon vorab wunderbare Eindrücke, weil die Gäste das Buch kennen. Und sich dennoch auf den Weg gemacht haben, um mir zu lauschen, Textstellen zu erkennen und anschließend lange über eigene Erfahrungen berichten. Das geschieht manchmal in einem großen Kreis, an anderen Tagen sind nur zehn oder zwölf Gäste gekommen, es passiert aber, dass ich mit den wenigen Zuhörern länger im Gespräch bleibe als es bei größeren Runden der Fall ist – vermutlich ist die Hemmschwelle bei mehr als dreißig Leuten höher.
Wenige Zuhörer wirken auf mich wie eine Familie oder ein Freundeskreis, dabei kenne ich niemanden. Und auch sie kennen nicht mich, sondern nur meinen Text.


In diesem Frühjahr und Frühsommer sind die Vorbereitungen besonders aufwändig, weil ich aus allen drei Romanen vortrage. Vor unterschiedlichen Altersgruppen, an sehr unterschiedlichen Orten. Ich kann beim Texte heraussuchen, beim Lesen üben und beim Vortrag auch meinen Weg nachvollziehen und die teils gegensätzlichen Spannungen des Schreibens. Stufen, die nicht unbedingt auf einer Leiter nach oben führen, sondern Zwischenräume ausloten. Es gibt lyrische Passagen, dokumentarische, es gibt neben Landschaftsbeschreibungen seitenweise Dialoge. Passend zur jeweiligen Geschichte, so wollte ich es. Nach einer Lesung denke ich, es ist mir gelungen.

100 Tage

100 Tage

10. April 2025

Die ersten einhundert Tage des Jahres 2025 sind nun herum und wie in den letzten Jahren üblich, kann ich mich nur darüber wundern, wie schnell sie vorbeigezogen sind.
Trotz oder wegen der Seminare habe ich viel geschrieben, an unterschiedlichen Texten, insgesamt sind es knapp einhundertdreißig Seiten geworden. Das ist nicht so viel, wie ich erhofft hatte, die drei Seminare, der Besuch der Buchmesse, Lesungen aus unterschiedlichen Romanen und der Alltag haben mich doch mehr beschäftigt als erwartet. In meinem Kopf sind noch viele Ideen und sogar fertige Szenen, ich muss sie nur aufschreiben. Dafür finde ich nun wieder mehr Zeit und ich freue mich darauf.
Denn das Schreiben am Morgen trägt mich weiterhin, nicht so sehr wegen der Struktur des Tages, sondern wegen des Gefühls, etwas geschafft zu haben. Die Überarbeitung muss noch warten, bis alles, was sich an Ideen in und nach den Seminaren angesammelt hat, erst einmal aus der Feder respektive der Tastatur aufs (digitale) Papier geflossen ist.

Hamburg und Wolfenbüttel

Hamburg und Wolfenbüttel

4. April 2025

Das Autorendock und die Bundesakademie. Innerhalb von zehn Tagen, definitiv zu viel für mich, aber es hat sich gelohnt. Beides.

Textbesprechung ein ganzes Wochenende lang, und trotz des viel zu lauten Hotels in Hamburg und – natürlich? – verspäteter Züge Geschichten, die nachwirken. Eine vorsichtig agierende Gruppe, an einigen Stellen hätte ich mir konstruktive und auch härtere Kritik gewünscht, aber ich war eine der wenigen Teilnehmer, die Seminarerfahrungen besaßen. Achtsames Umgehen miteinander hat auch etwas Gutes, von Achtung geprägtes Kundtun von Meinungen nämlich. Von Hamburg habe ich nicht viel gesehen, aber der Espresso auf dem Terrassendach im strahlenden Sonnenschein – und allein mit meinen Gedanken – bleibt mir wohl noch eine Weile in Erinnerung, ebenso wie die überwiegend autobiografischen Inhalte der Texte. Als Bonus erhielten wir den eigens vom Dozenten lektorierten eingereichten Text.


In Wolfenbüttel sitzen zwei Dozenten vorn, die Diskussionen können somit wesentlich strukturierter ablaufen, das mag ich an der Bundesakademie. Ebenso das Vermitteln von Wissen, anhand fremder alter und neuer Texte der veröffentlichten Literatur, sogar eine kleine Schreibübung fand noch Platz in dem prall gefüllten Zeitrahmen von drei Tagen.
Ich mag es auch, in Wolfenbüttel die Veränderungen wahrzunehmen. Die einstige Stadt mit „Zonenrandförderung“ verfiel nach der Wende zusehends, inzwischen stehen weniger Geschäfte leer, neue Grünanlagen entstanden, Baustellen künden von weiteren Vorhaben. Die Mühle steht für Beständigkeit. Die Textkritik ist sachlich, es wird manchmal zu viel abseits der Thematik geredet, das schaffen selbst zwei Dozenten nicht einzugrenzen. Trotz der hohen Teilnehmerzahl werden immer alle Besprechungen geschafft, der Humor (manchmal ausufernd ins Kalauern) sorgt auch drinnen für ein angenehmes Klima. Draußen lockte die Sonne, die wir in einer längeren Mittagspause genießen durften. Die obligatorische Lesung eines Dozenten am zweiten Tag ist immer etwas Besonderes. An diesem Montag war die Mühle so gut besucht, dass ich erstmals nach oben flüchtete und mit einer wunderbaren Aussicht aus der Galerie auf den unteren Raum und die Lesung belohnt wurde.
Zwei Seminare also, das dritte in der Reihe und erste der Aufzählung fand in Rendsburg statt, und nun wartet viel Arbeit. Auf die ich mich freue.

LBM 2025

LBM 2025

28. März 2025

Das wichtigste zuerst: sehenswert. Immer. Obwohl es am Freitag viel zu voll war und die Security herum stand ohne zu handeln. Am normalen Einlass schlängelte sich ein riesiges Band aus Körpern um das große Wasserbecken herum, einen separaten Presseeingang gab es eben so wenig wie einen für Fachbesucher, die nicht gleichzeitig Aussteller waren. Ich konnte nur schieben und geschoben werden, glücklicherweise half mir vorerst die in den vergangenen Jahren erworbene Orientierung. Sicherheit ist wichtig, weshalb jedoch jeder einzelne Besucher einen Scan über sich ergehen lassen musste beziehungsweise durch das vom Flughafen bekannte Gerät gehen, was die Wartezeit extrem verlängerte, blieb mir unklar. Taschenkontrollen gab es wie in jedem anderen Jahr auch. Wer seitlich ins Gebäude kam, konnte weder Rucksack noch Jacke abgeben. Draußen schien die Sonne und heizte die Glasröhren zusätzlich auf.

Es war bunt wie immer, gut besucht wie immer, nur inhaltlich hat sich einiges verändert. Weniger Pressestände, mehr Fantasy, Dark Romance und New Adult. Für einen Tag war es schön zu sehen, wie viele Menschen sich nach wie vor für das gedruckte Wort interessieren.
Das Wiener Café hatte geöffnet, ein Mußepunkt inmitten des Trubels, und am Stehtisch tatsächlich Zeit zum Erzählen.
Der Rückweg verlangte mir dann doch noch einiges ab, denn ich nahm den falschen Ausgang. Wo man üblicherweise draußen und unter den Glasröhren zurück laufen kann, gab es nur Zäune und Mitarbeiter, die uns (ich war nicht die einzige, die verwundert auf den Maschendraht blickte) mit ein paar Brocken Deutsch erklärten, dass es hier nicht weitergeht. Also ungefähr siebenhundert Meter zurück, die Treppen nach oben nehmen und in sehr weitem Bogen um das Gebäude herumlaufen, um dann wieder hinabzusteigen. Der Weg zurück durch die Messehallen wäre definitiv kürzer gewesen.
Chaos auf dem Bahnhof, aber dort drei handelnde Mitarbeiterinnen, Megaphone und Ansagen, und dann war ich irgendwann am Hauptbahnhof und lief zum Bahnsteig für den ICE nach Berlin. Der hatte Verspätung, aber das war dann tatsächlich nicht mehr wichtig.

Geschafft!

Geschafft!

12. März 2025

Ich bin auf Seite 103 und habe noch etliche Notizen für weitere Szenen.

Vermutlich werde ich in den nächsten Tagen noch einfach weiter schreiben, aber mein Ziel für dieses Jahr ist erreicht. Ein tolles Gefühl!

Da noch zwei Seminare anstehen, kann ich mich entspannen, was die geplante Seitenzahl betrifft, und mich auf die Gruppen und den Austausch konzentrieren.

Die ersten einundsiebzig Tage dieses Jahres waren vor allem eine Freude. Das Schreiben am Morgen hat mich mit viel Energie für den Tag ausgestattet, deshalb mag ich gar nicht damit aufhören. Ich darf es nun ruhiger gestalten, ich weiß schließlich auch, dass ich alle Seiten noch einmal lesen muss, der Text ruhen sollte und die Überarbeitung anstrengend werden wird.

Ich freue mich darauf – im April oder Mai oder Juni, wenn ich von den dann vielleicht 150 Seiten wieder bei 100 landen werde.

Rendsburg, Hamburg, Wolfenbüttel

Rendsburg, Hamburg, Wolfenbüttel

09. März 2025

Ich hatte mich für drei Weiterbildungen angemeldet, mich mit Textauszügen beworben und erhielt tatsächlich drei Zusagen. Zwei hätten vermutlich gereicht, mit einer einhundertprozentigen Quote hatte ich jedenfalls nicht gerechnet.

Nachdem ich im letzten Jahr nur zu einem Seminar gereist war, das ich seit etwa zehn Jahren auf meinem Wunschzettel hatte, nun also drei und auch noch kurz hintereinander.

Das erste in Rendsburg ist nun schon Geschichte.

Die Anfahrt ist recht lang, aber das Nordkolleg ist einen Besuch immer wert. Eine auf zwölf begrenzte Teilnehmerzahl sorgt dafür, dass tatsächlich jeder zu Wort kommen kann, dass viel Zeit für die Textarbeit aufgebracht wird und zwischendrin immer wieder auf allgemeinere Fragen eingegangen wird – bei einer Dozentin, die Verlagslektorin ist, geht es entsprechend oft um Veröffentlichungschancen und das Procedere dorthin.

Norddeutscher Nebel am Morgen, Sonnenschein mittags und der Nord-Ostsee-Kanal nur Gehminuten entfernt, sehr wichtig nach dem immer reichhaltigen Essen in ungezählten Varianten aus Fleisch, Fisch, Gemüse und Nachtisch – wer in Rendsburg nicht zunehmen will, muss die Mahlzeiten auslassen.

Eine ausgewählte Seminargruppe, die sich ermunternd kritisiert, sachlich, fachlich fundiert und vorsichtig. Sich kaum wiederholend, sehr angenehm.

Einiges habe ich bereits in meine Überarbeitung übernommen, Dankeschön.

Nächster Ort wird Hamburg sein, das Autorendock, leider finden die Wochenendseminare nicht mehr in Berlin statt, das wäre ein Katzensprung. Immerhin fahre ich im März nach Hamburg und nicht erst im Spätsommer, wenn die Bauarbeiten auf der Strecke die Reisezeit mindestens verdoppeln werden.

Der Reader für das Seminar ist zweimal so dick wie der für Rendsburg gewesen ist. Eine echte Herausforderung, diese Lesezeit will erst einmal eingeplant werden. Ich habe es gestern geschafft, die letzten Texte nicht nur zu lesen, sondern auch mit Anmerkungen zu versehen, ein zweites Mal nehme ich sie mir vermutlich erst auf der langen Zugfahrt vor.

Mein Textauszug für Wolfenbüttel ist abgeschickt, auch von dort wird es demnächst einen Reader geben, den es durchzuarbeiten gilt. Wenn das geschafft ist und das Seminar in Wolfenbüttel beginnt, ist der März vorbei. Ich freue mich trotz der Anstrengung darauf, mit wiederum Unbekannten über ihre und meine Textarbeit zu sprechen. Das morgendliche Schreiben ist wichtig, aber auch der Kontakt zu anderen, die ähnliche oder ganz andere Rituale haben, zweifeln, sich an gelungenen Sätzen oder Passagen erfreuen. Die Hinweise von anderen, die mich nicht kennen, sondern nur das, was ich eingereicht habe, sind nicht immer hilfreich, aber ich lerne auch in den Diskussionen zu ihren Texten und kann damit an meinem eigenen weiterarbeiten.

Halbzeit

Halbzeit
21. Februar 2025

Ich schreibe nun jeden Tag, oft mehr als eine Seite. Wenn ich das geschafft habe, spüre ich, wie gut es mir tut. Ich arbeite an zwei Projekten, das hilft natürlich, weil ich die Auswahl habe, falls mir zu einem gerade nichts einfallen will. Bisher habe ich das aber nicht gebraucht, ich schreibe eher parallel.

Fünfzig Tage sind herum und mein Vorlauf ist gut. Die einhundert Seiten werde ich vielleicht sogar vierzehn Tage früher erreichen als geplant, aber das ist nur Spekulation. Das Wichtigste ist, dass etwas bleibt von diesem begonnenen Text, dass er auch nach der notwendigen Ruhephase für mich Potential hat. Ich Lust dazu habe, daran zu arbeiten, „etwas daraus zu machen“. Erst einmal für mich.

Die Freude, mich am Morgen an den Laptop zu setzen und ein gutes Gefühl für den Tag zu bekommen, hilft mir, mit all den Unwägbarkeiten des Alltags umzugehen. Der Schnee glitzert, die Sonne wärmt, gegen den Wind packe ich Hals und Ohren ein.

Ich bleibe von all den herum irrenden Viren oder Bakterien nicht verschont, sie suchen ein Zuhause, das ich ihnen gar nicht anbieten möchte, sie finden mich. Wollen mich umwerfen, verbünden sich mit dem eisigen Wind. Aber die Freude über das morgendliche Schreiben trägt mich. Selbst durch diese Tage.

Auf ein Neues!

Auf ein Neues!
19. Januar 2025

Inzwischen ist der erste Monat des Jahres schon fast herum. Neujahr ist der Tag der guten Vorsätze. Die meisten davon landen allerdings nach einer Woche im Müll, andere lassen sich nur wenige Monate durchhalten. Zu viel macht zu viel Druck. Ich habe natürlich auch darüber nachgedacht, Silvester ist eben ein Datum, an dem nicht nur geböllert wird, sondern auch Bilanz gezogen werden kann. Was plane ich für das nächste Jahr, was wünsche ich mir, was wäre Glück, aber eher unwahrscheinlich. Feiertage sind wenig geeignet, um realistisch zu bleiben, aber einen Versuch ist es wert.

Ich habe mir für das neue Jahr vorgenommen, jeden Tag eine Seite zu schreiben. Es gibt zahlreiche Ratgeber, die einem ausrechnen (oder auch nur dokumentieren), dass, wer jeden Tag eine Seite füllt, am Jahresende ein Buch geschrieben haben wird. Das klingt auf den ersten Blick verlockend. Für diejenigen, die noch nie ein Buch geschrieben haben. Denn das Rohmaterial, und mehr kann ein erster Entwurf bei mir nicht sein, muss noch unzählige Male verändert und verbessert werden. Also besser ein Anfang. Die Idee schwirrte schon seit einiger Zeit in meinem Kopf und gemeinsam mit der Lust auf Neues fiel es mir nicht schwer, zu beginnen.

In den vergangenen Jahren hat sich bei meinem Schreiben herauskristallisiert, dass eine Geschichte erst zu einem Roman werden wird, wenn ich über die ersten sechzig Seiten hinausgekommen bin. Das ist meine persönliche Achillesferse. Bin ich bei einhundert Seiten angekommen und habe immer noch viele Ideen für die folgenden Kapitel im Kopf, kann es gelingen. Andernfalls taugen die sechzig Seiten vielleicht zu einem anderen Zeitpunkt dafür, daraus eine Kurzgeschichte zu formen. Der Rest bleibt Fingerübung. Das ist ja auch wichtig.

Jeden Tag eine Seite also. Aber nicht das gesamte Jahr hindurch. Zu viel macht zu viel Druck. Ich habe mir einhundert Seiten vorgenommen – damit lande ich, wenn es klappt, am 10. April, das ist noch eine Woche vor dem Osterfest. Sollte zu schaffen sein. Dann werde ich wissen, ob das Projekt gedeihen kann. Ich kann entweder „verlängern“ oder ohne Gewissensbisse mit der Überarbeitung beginnen. Bisher funktioniert das sehr gut, ich habe ein paar Seiten Vorlauf. Ein guter Start in ein neues Jahr.