20. Juni 2025
Irgendwo öffnet sich immer eine Tür.
Der Spruch ist nicht neu, daran zu glauben, dass es weitergehen kann, weitergehen wird, fiel mir zwischendurch sehr schwer.
Nach zehn Jahren meist guter Zusammenarbeit hat der Verlag, der drei meiner Romane veröffentlicht hat, aufgegeben. Mit Kollegen gemeinsam versuchten wir zu retten, was nicht mehr zu retten ist, meine Bücher sind lieferbar, das immerhin. Andere Antworten auf die vielen Fragen habe ich nicht gefunden und ob mit Anwalt oder ohne – mehr, als die Rechte an meinen Werken zurückzubekommen, werde ich kaum erreichen.
Unschöne und zeitaufwändige, Nerven kostende und demütigende Monate danach kann ich wieder voller Hoffnung in meine literarische Zukunft blicken.
Ein kleiner Verlag, enthusiastisch, kreativ, und an meinen Texten interessiert. Der Vertrag ist unterschrieben, im Spätsommer beginnt das Lektorat.
Es gab weitere Zusagen – von Verlagen, die erwarteten, dass ich stapelweise Bücher selbst erwerbe oder auf das Lektorat verzichte. Bei der Abnahme von Büchern habe ich gezögert – es ist leider inzwischen nicht selten, dass selbst mittelständische Verlage so etwas von ihren Autoren erwarten. Beim Lektorat gibt es für mich keinen Kompromiss. Ohne Lektorat werde ich nicht veröffentlichen, so schmeichelnd die Verlage mich behandeln.
Der unterschriebene Vertrag enthält diese Regelungen nicht, das ist ein großes Geschenk.
Ich freue mich auf das neue Buch, vorsichtig, vermutlich glaube ich mein Glück erst, wenn ich den Roman in den Händen halte. Die Enttäuschung sitzt tief, bezüglich der zehn Jahre dauernden Verlagsbeziehung, die zu einer persönlichen geworden war, und bezogen auf die zahlreichen Ablehnungen von anderen Verlagen. Meine Texte passen nicht zum Mainstream, das weiß ich, vielleicht spielt auch mein Alter eine Rolle: Zwanzigjährige lassen sich nicht nur leichter vermarkten, sie können auch als Label aufgebaut werden. Talente gibt es zuhauf, und ob sich die Investition rechnet, ist ebenso unbestimmbar wie bei meinen Büchern.
Der neue Vertrag gibt mir Kraft. Zuversicht. Ich schaffe es sogar manchmal, meinen Text „wie ein Fremder“ zu lesen, streiche liebgewordene Formulierungen noch vor dem eigentlichen Lektorat.
Ende des Monats geht das Manuskript zum Verlag. Ich freue mich auf die spannenden Monate bis zum Erscheinen.