11. August 2025
Nach heftigem Dauerregen zu Wochenbeginn, der alles in ein tropfendes und glitschiges Grau verwandelte und mich zwang, meine Kleidung mit dem Föhn wieder zu trocknen, hatte Petrus – der Bildungsstätte in einem Kloster gemäß – ein Einsehen und schickte zur Wochenmitte die Sonne. Er übertrieb ein wenig, denn zum Kunstsommertag am Samstag waren es schon 29°.
So durcheinander der Sommer sich zeigte, so konzentriert zeigte sich die Klasse. Bei der Morgengymnastik wurden Bauch und Gehirn trainiert und die Finger schrieben vorläufige Resultate in kleine und große Hefte und klopften auf Tastaturen herum.
Ich füllte Seite um Seite, ließ mich ein auf unbekannte Texte berühmter Autorinnen und lauschte gebannt den Ideen der anderen. Erst beim reichhaltigen Essen lernte ich ihre Namen, erfuhr Geschichten und konnte Kürzesttexte mit Lebenserfahrungen verknüpfen.
Die Teilnehmerinnen (und ein junger Mann) formulierten ihr Feedback in einer selten erlebten Qualität, wohlwollend konstruktiv und ermutigend. Die sorgfältig geplante Struktur seitens der Dozentin ließ Platz für erfrischend offene Abweichungen. Eine Meisterin, die keine Meisterin sein wollte, überraschte und beflügelte uns.
Die von mir befürchtete Erschöpfung blieb aus, eine kreative Energie hing im Raum und breitete sich rings um das Kloster aus.
Vom Morgenimpuls mit Tasten, Hören, Sehen bis zum abendlichen Glas Wasser oder Wein waren die Tage eine permanente Inspiration und ich hoffe, davon etwas in den Alltag mitnehmen zu können.
Der Austausch in den ersten Wochen, verbunden mit meinem Vorhaben, die Morgengymnastik zu Hause fortzuführen, motiviert mich (erfahrungsgemäß schläft der Kontakt ein) und wird mit der wieder entdeckten Neugierde auf ungewohnte Ausdrucksmöglichkeiten nun öfter zum Einsatz kommen. Für Ein(s)sätze, Zweisätze, Dreisätze. Musikalisch, mathematisch, literarisch.