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Kann man das Zeichnen erlernen?

Kann man das Zeichnen erlernen?
9. September 2024

Flix sagt: Ja.

Ich bin mir selbst nach dem interessanten Seminar in Wolfenbüttel nicht sicher. Übung macht wohl auch hier erst den Meister. Ein paar Kniffe durfte ich lernen, kleine Striche meistens, die so viel aussagen können.

Es waren auf jeden Fall drei spannende Tage in einer wunderbar freundlichen und kreativen Gruppe, sogar das heiße Sommerwetter durfte draußen bleiben – im Saal der Mühle, während die Zimmer gut beheizt wirkten.

Comics hatten es zuvor nicht geschafft, meine Aufmerksamkeit zu erregen. Ich verzweifelte regelmäßig daran, mich nur entweder auf die Bilder oder auf den Text konzentrieren zu können. Das einzige Buch, das ich vor allem wegen des Inhalts vollständig – ja, was nun – gelesen UND angeschaut habe, ist die „Vollständige Maus“, zwei Bände in einem Buch, von Art Spiegelman. Erstaunlicherweise sind mir, das wurde mir erst in Gesprächen bewusst, doch etliche Asterix-Gebilde als Gesamtheit von Text und Grafik in Erinnerung geblieben. Ich bin also in der Lage, Text und Bild in meinem Kopf zu vereinen. Und am dritten Morgen, beim Lesen des „Streiflichts“ stellte ich mir vor, wie dieser Artikel als Comic aussehen könnte. Die gedruckte „Süddeutsche“ ist eine schöne Zugabe in der Bundesakademie und ich blättere am Morgen gern darin.

Zum ersten Mal erlebte ich auch eine Comic-Lesung. Ich war sehr gespannt darauf zu erfahren, wie man so etwas durchführt – und wurde nicht enttäuscht. Es war lustig, es war anregend und kurzweilig.

Ganz nebenbei war es eine gute Schule für kurze und knappe Aussagen, die bestenfalls „ins Schwarze treffen“. Mein erster Text zu einer Grafik füllte das ganze Blatt, die letzten Texte bestanden aus wenigen Wörtern. Und sogar ein paar gute Striche habe ich hinbekommen. Das allerdings dem tollen Konzept geschuldet, angefangene Zeichnungen an einen Nachbarn weiterzureichen, was immens Spaß gemacht hat und den Druck rausnahm.

Ich werde vermutlich nicht zum Comic-Zeichner mutieren. Aber zu zeichnen lernen – ja, ich glaube, das kann man.

Unter Schriftstellerinnen

Unter Schriftstellerinnen
23. März 2023

Das verlängerte Weiterbildungswochenende hat Tradition, länger, als ich sie bisher nutzen konnte und durfte. Jeweils in der Vorwoche der Leipziger Buchmesse. Früher jedenfalls, die letzten Jahre haben das ein wenig durcheinander gewürfelt. Im kommenden Jahr wird es hoffentlich wieder so sein, in diesem liegen zwischen der Weiterbildung des Verbandes und der LBM fast sechs Wochen.

Es gibt jeweils ein Thema, dem sich die Vorträge, Workshops und Lesungen widmen, in diesem Jahr war es die Oder. Passend zum Thema der Literaturzeitschrift, die gerade geplant wird. Schon zuvor fühlten wir uns recht sicher, ausreichend Texte für eine erste Ausgabe akquirieren zu können – nach diesem Wochenende fürchten wir, dass die Zeitung aus allen Nähten platzen wird. Da sind die gelungenen Texte aus der Werkstatt, der besondere Vortrag einer polnischen Germanistikprofessorin, ihre eigene Geschichte. Hinzu kommen zwei engagierte Autorinnen und Interviewer, die pointierte Geschichten sammeln und veröffentlichen. Ich hatte mich auf den Austausch, auf das Wiedersehen sehr gefreut, meistens sitzt man und frau ja doch allein zu Hause. Das Ergebnis dessen, was geboten wurde und was mich tief beeindruckte, ahnte ich keineswegs. Umso erfüllter fuhr ich zurück. Im Gepäck nicht nur interessante Gespräche mit Kolleginnen, sondern viele neue Begegnungen und eine Fülle an Ideen. Die Nächte waren zu kurz, nicht wegen der kurzen Abstecher in die kleine Kneipe am Abend, sondern, weil mein Kopf Mühe hatte, alles zu verarbeiten. Schon vor um vier Uhr früh sangen die Amseln, ein Morgenspaziergang am See erfrischte auch ohne dazugehöriges Bad, die Kaffeemaschine oder doch eher die ausgewählten Getränke bildeten das Sahnehäubchen. Ein rundum gut organisiertes und erfolgreiches Wochenende wird nachwirken und den Alltag farbenfroh gestalten, wie es die riesige Fläche mit blühenden Krokussen vor dem kleinen Haus auf dem Hinweg prophezeite.

Elster an der Mühle

Elster an der Mühle
02. März 2023

Vorweg: ich habe an diesem Präsenz-Wochenende Enten, Gänse, Reiher, Amseln, Spatzen und einen Eichelhäher sehen können, aber keine Elster.

Vermutlich war ich mit meinen Gedanken zu tief im Text. Das jedenfalls war nach langer Zeit des einsamen Schreibens zu Hause wieder eine viel Adrenalin produzierende Erfahrung, die mich noch Tage später trägt. Die Füße auf feuchten Wegen am Deich entlang, den Kopf in der Geschichte, überwiegend, denn die laute Musik der Karnevalisten schob sich mit dem Wind von hinten an mich heran. Blies zurück von vorn, die Sonne wagte sich nur für Augenblicke aus der Deckung aus grauen Wolken, zauberte Spiegelbilder und wärmte Mitte Februar wie im März. Schreiben, laufen, schreiben, reden. Wieder laufen oder schreiben, dazwischen ein Vier-Sterne-Menü, Kaminfeuer und Stöbern in der besonderen Bibliothek. Schade, dafür reichte die Zeit bei Weitem nicht. Ein Grund mehr, wieder zu kommen. Die Möglichkeiten erscheinen mir endlos. Der Hof mit all seinen Nischen, zwischen Zwerghühnern und Kaninchen, fernab des Ortslärms. Oder draußen im Café zu sitzen, zwischen denjenigen, die tatsächlich nur einen Ausflug machen. Oder sich einen Schreibplatz zu suchen, der aus dicken Stämmen und selbst gezimmerten Tischplatten besteht. Oder sich am Ufer unter einer Weide zu verstecken. Den Laptop am Rastplatz beim Angelteich zu nutzen oder sich gleich auf die Holzbrücke zu setzen. Um doch noch eine Elster zu entdecken und vielleicht sogar den Eisvogel zu sehen.

„dranbleiben“

„dranbleiben“
15. Februar 2023

Ein wunderbares Motto, um an einem längeren Text zu arbeiten.

Seit Jahresbeginn bin ich wieder in einer Gruppe, drei Frauen, die im dreiwöchigen Abstand ihre Texte diskutieren und zwischendurch fleißig schreiben. Am Wochenende steht das Präsenz-Seminar an, drei Tage in einer rekonstruierten Mühle, ich bin gespannt. Vor allem freue ich mich auf die Auszeit und den Austausch. Schreiben ist doch ein sehr einsames Geschäft. Gerade, wenn man ein neues Projekt beginnt und noch nicht so genau weiß, wohin die Reise gehen soll, ist der Dialog mit Gleichgesinnten eine große Hilfe. Für mich, denn ich zähle eher zu den „Bauchschreiberinnen“. Ich bewundere und beneide Kolleginnen, die vorab Kapitel festzurren und Dramaturgie-Kurven aufzeichnen können. Ich denke dann, sie haben es leichter, das stimmt oft, aber auch nicht in jedem Fall. Ich habe einige Male probiert, mir eine Zeitschiene zu basteln, Überschriften formuliert, die das beinhalten (oder vorgeben), was im nachstehenden Kapitel passieren soll. Es hat auch schon geklappt, aber meistens schreibe ich einfach so weiter. Ob das gut oder schlecht ist, kann mich dabei gar nicht interessieren, weil das Festhalten an Vorgegebenem für mich wie eine Schranke ist. Ich stehe davor und kann sie nicht öffnen. Nur einen Umweg machen, quer über die Schienen gar, das ist nicht nur im realen Leben eine gewagte Sache.

Also keine detaillierte Planung, nur Skizzen, Stichworte, der große Bogen, an denen ich mich entlanghangele. Bevor man nicht achtzig oder gar einhundert Seiten geschrieben hat, so wurde es mir schon gesagt, wisse man nicht, ob überhaupt ein Roman daraus werden könne. Habe ich auch schon selbst erfahren. Eine Achtzig-Seiten-Geschichte verfasst, die nicht endete, sondern einfach aufhörte. Monate und Jahre in der Schublade schmorte, bevor eine Zehn-Seiten-Kurzgeschichte daraus wurde, die veröffentlicht worden ist. Immerhin.

„dranbleiben“ bedeutet vor allem dies: dranzubleiben, weiterzuschreiben, und aus den Anregungen der anderen Mut zu ziehen, um den Text weiter zu verfolgen. Das reizt mich an dieser Weiterbildung am meisten. Ob das irgendwann publiziert werden wird, steht in den Sternen oder nicht einmal dort, die Freude am Formulieren, am morgendlichen Tippen, am Sammeln von Ideen steht im Vordergrund. Alles andere kommt später.