12. Oktober 2023
Das Lektorat kann eine sehr langwierige Sache werden. Zumal, wenn die Lektorin, an die man sich gerade erst zu gewöhnen beginnt, von einem Tag zum nächsten nicht mehr da ist. Der Verlag zwischendrin auch noch umzieht und es gefühlte Wochen dauert, bis eine neue Lektorin sich vorstellt. An die man sich auch erst einmal wieder gewöhnen muss. Will, selbstverständlich. Die grauen oder weißen Haare sprießen, es hilft nicht. Geduld gehörte noch nie zu meinen Stärken. Aber die ist von Nöten, bitter von Nöten. Mit dem Verlag, der Lektorin und nicht zuletzt mit mir selbst. Es dauert solange, wie es dauert, sagte eine alte Frau gern, das könnte Greta gewesen sein oder eine ihrer zahlreichen Vorbilder in der Realität. Da beißt die Maus keinen Faden ab. Die genutzten Sprichwörter schwirren in meinem Kopf herum, nachts wache ich auf und denke ausnahmsweise nicht an Schmerzen, sondern an Formulierungen, die noch eleganter sein könnten, literarischer. Ein hehres Ziel, schwer zu erreichen. Aber es wird. Jeden Tag ein bisschen besser.
Der vertraglich zugesicherte Erscheinungstermin für meinen neuen Roman ist längst vorbei, es gibt einen neuen und sogar schon einen Termin für die Premiere. Hoffentlich kann der gehalten werden!
Das Buch wäre sozusagen mein Weihnachtsgeschenk. Das Fest liegt angesichts der allerorten angebotenen Hohlfiguren und Christstollen gar nicht mehr weit entfernt. Also muss ich mich sputen und gleichzeitig zur Langsamkeit ermahnen. Satz für Satz will noch einmal konzentriert gelesen werden, geprüft. Anmerkungen der neuen Lektorin überdacht, das allein dauert manchmal zwei Tage, weil ich mich von brüsker Ablehnung erst zu Einsicht und dann zu Veränderung bewege. Oft hat sie Recht, „kill your darlings“ – leicht ist es selten. Wenigstens das Wetter spielt mit: bei pladderndem Regen laufe ich lieber durch die Wohnung und setze mich wieder, lege einen Moment die Beine hoch, denke nach. Keine Einkäufe oder Hundebesitzer lenken mich ab. Ich kann am späten Nachmittag hinausgehen, von mir aufgesprochene Kapitel im Handy-Kopfhörer und weiterarbeiten. Bis alles so geworden ist, wie ich es gerade schaffe. Bis ich zufrieden bin. Und sogar schon ein wenig Vorfreude spüren kann.