25. November 2022

Der Alltag bremste mich aus, wie eben meistens, wenn ich zu Hause war. Ich hatte Lust zu schreiben, hunderte von Ideen im Kopf, etliches notiert, ich konsumierte Bücher wie andere Kaffee oder Rotwein. Ich wollte schreiben, ich nahm mir die Zeit dafür, aber ich konnte mich nicht entscheiden, an welchen Text ich mich setzen sollte.

Ein neues Projekt soll vom kommenden Januar an in der Romanwerkstatt behandelt werden. Ich könnte bis dahin viel Text produzieren, aber ich möchte es hinausschieben bis zum ersten Gruppentreffen, das Konzept ist noch vage und ich freue mich auf die Anregungen der anderen. Zu einem schon lange auf Überarbeitung wartenden empfinde ich noch immer zu wenig Abstand, außerdem verlangt das Manuskript eine intensive Beschäftigung über mindestens zwei oder drei Wochen, und so viel Zeit bleibt dann doch nicht.

Also blätterte ich online durch die aktuellen Ausschreibungen.

Vor Jahren habe ich mich regelmäßig um Wettbewerbe gekümmert, schrieb dafür oder schrieb Vorhandenes um – ich brauchte Veröffentlichungen für meine Vita, für Bewerbungen, Verlage. Ich erreichte selten das Finale, was nicht zuletzt daran liegen mag, dass mir Kurzgeschichten nicht so liegen. Ich fürchte jedes Mal, die Figuren, für die ich keine langen Geschichten erfinden kann, würden hölzern, oder ich würde abschweifen, weil ich das gern tue. Und in längeren Texten auch darf.

Dieses Mal – vielleicht sogar, weil ich diesen Blog begonnen habe und mich seit einiger Zeit darauf konzentriere, kurze Texte zu verfassen – sprachen mich gleich mehrere Ausschreibungen an. Dazu war meine Erwartungshaltung eine vollkommen neue. Ich erwartete gar nichts. Von den Juroren. Von mir schon: Freude am Formulieren.

Preise würde ich selbstverständlich trotzdem gern annehmen. Aber ohne diesen Druck zu schreiben, etwas für die Vita zu produzieren, befreite mich. Die Ideen sprudelten, die Sätze flossen, ich kam mit dem Tippen kaum hinterher.

Das werde ich demnächst öfter probieren. Zumal ich aus Erfahrung weiß, dass mit dem Abschluss einer Kurzgeschichte das Nachdenken über die Figuren, die Orte und das Erlebte erst beginnt. Und einfließen kann in längere Texte.