24. August 2024

Untersuchen, auswerten, zergliedern, zerlegen.
Manchmal sehne ich mich zurück zu Zeiten, in denen ich einfach nur konsumierte. Buch oder Film. Ausschließlich über Inhalte diskutierte. Vermutlich nur in meiner Erinnerung, denn schlechte Dialoge oder unglaubwürdige Entwicklungen sind mir ganz sicher auch früher schon aufgefallen. Seit ich selbst Texte verfasse, denke ich, stören mich solche Dinge häufiger. Glücklicherweise schaffe ich es in den meisten Fällen, auch das Gute zu sehen und klappe das Buch nur dann zu, breche das Hörbuch oder die Serie nur dann ab, wenn es für mich zu abstrus wird oder einfach zu schlecht.
Ich kann mich an gutem Handwerk erfreuen, selbst, wenn nicht alles schlüssig verläuft. In Serien, Büchern und Vorgelesenem. Bei Serien ist es am einfachsten, dran zu bleiben, mindestens die Cliffhanger sind gut gemacht, und sie taugen selbst mit abgerissenen Enden bestens zur Analyse. Einige erscheinen mir wie aus dem Handwerkskoffer gebastelt, ich weiß, wohin die Reise gehen wird, ich stolpere nicht einmal sehr über die wenig plastischen Figuren, weil die Dialoge humorvoll und knackig sind, weil ich trotz der Vorhersehung wissen möchte, wie es zum erwarteten Finale kommen wird.
Bei unterhaltender Literatur ist es ähnlich. Bei den Büchern, von denen ich Sätze oder gar Seiten kopiere, anderen vorlese, mir noch einmal vorlese, erfreue ich mich vor allem an den Dingen, die meine Gedankengänge von „Was ist das jetzt?“ oder „Weshalb jetzt so?“ in bloßes Staunen oder Nicken umwandeln, weil zum Beispiel eine eingeschobene Szene aus der Vogelperspektive erst merkwürdig erscheint und dann den perfekten Puzzlestein ergibt.
Bei Hörbüchern spule ich inzwischen zurück. Das ist wegen der Technik nicht immer so einfach wie beim Zurückblättern im echten Buch, aber es funktioniert und beschert mir zudem hin und wieder einen weiteren Genuss, wenn ich auf benachbarte Passagen treffe, die rückblickend in anderem Licht erscheinen.
Mich zu entscheiden fällt mir oft schwer. Da liegen die Bücherstapel, auf dem Handy warten die heruntergeladenen Hörbücher und auf dem Zettel stehen all die Serien, die sehenswert scheinen. Außerdem gelingt mir das Konsumieren nur jenseits der intensiven Schreibphasen, was vor allem den zeitlichen Umfang begrenzt. Während der schreibfreien Zeit jedoch lese, höre, schaue ich exzessiv.
Jede Geschichte, ob eher visuell oder nur zuhörend, produziert in meinem Kopf noch Stunden und Tage danach neue Welten, über die ich gern nachdenke. Das Analysieren, das Auseinandernehmen und Sezieren, aufs Handwerk konzentrieren, ist vielleicht einfach nur mein Weg, diese Geschichten zu verarbeiten. Um ganz nebenbei etwas für mein eigenes Schreiben zu lernen.