15. Februar 2023
Ein wunderbares Motto, um an einem längeren Text zu arbeiten.
Seit Jahresbeginn bin ich wieder in einer Gruppe, drei Frauen, die im dreiwöchigen Abstand ihre Texte diskutieren und zwischendurch fleißig schreiben. Am Wochenende steht das Präsenz-Seminar an, drei Tage in einer rekonstruierten Mühle, ich bin gespannt. Vor allem freue ich mich auf die Auszeit und den Austausch. Schreiben ist doch ein sehr einsames Geschäft. Gerade, wenn man ein neues Projekt beginnt und noch nicht so genau weiß, wohin die Reise gehen soll, ist der Dialog mit Gleichgesinnten eine große Hilfe. Für mich, denn ich zähle eher zu den „Bauchschreiberinnen“. Ich bewundere und beneide Kolleginnen, die vorab Kapitel festzurren und Dramaturgie-Kurven aufzeichnen können. Ich denke dann, sie haben es leichter, das stimmt oft, aber auch nicht in jedem Fall. Ich habe einige Male probiert, mir eine Zeitschiene zu basteln, Überschriften formuliert, die das beinhalten (oder vorgeben), was im nachstehenden Kapitel passieren soll. Es hat auch schon geklappt, aber meistens schreibe ich einfach so weiter. Ob das gut oder schlecht ist, kann mich dabei gar nicht interessieren, weil das Festhalten an Vorgegebenem für mich wie eine Schranke ist. Ich stehe davor und kann sie nicht öffnen. Nur einen Umweg machen, quer über die Schienen gar, das ist nicht nur im realen Leben eine gewagte Sache.
Also keine detaillierte Planung, nur Skizzen, Stichworte, der große Bogen, an denen ich mich entlanghangele. Bevor man nicht achtzig oder gar einhundert Seiten geschrieben hat, so wurde es mir schon gesagt, wisse man nicht, ob überhaupt ein Roman daraus werden könne. Habe ich auch schon selbst erfahren. Eine Achtzig-Seiten-Geschichte verfasst, die nicht endete, sondern einfach aufhörte. Monate und Jahre in der Schublade schmorte, bevor eine Zehn-Seiten-Kurzgeschichte daraus wurde, die veröffentlicht worden ist. Immerhin.
„dranbleiben“ bedeutet vor allem dies: dranzubleiben, weiterzuschreiben, und aus den Anregungen der anderen Mut zu ziehen, um den Text weiter zu verfolgen. Das reizt mich an dieser Weiterbildung am meisten. Ob das irgendwann publiziert werden wird, steht in den Sternen oder nicht einmal dort, die Freude am Formulieren, am morgendlichen Tippen, am Sammeln von Ideen steht im Vordergrund. Alles andere kommt später.