19. Oktober 2022

Ich möchte zuerst auf einige Schreibgruppen eingehen, die mich begleitet haben. Nähere Auskünfte gern über das Kontaktformular.

Brandenburger Autorengruppe

Eine Gruppe älterer Schreibender, überwiegend bezeichneten sie sich selbst als Hobby-Schreiber. Die meisten wohnten tatsächlich in der Stadt Brandenburg, weshalb Brandenburger Autorengruppe korrekt war – es war keine Brandenburgische. An Jahren und an Erfahrung blieb ich lange Zeit das jüngste Mitglied – und wohnte außerhalb.

Später kamen noch jüngere Autorinnen, schauten, gingen, kamen. Gemeinsam organisierten wir zwei Lesungen pro Jahr, zu denen oft etwa fünfzig Gäste kamen – wenn auch zahlreiche Angehörige darunter waren. Die Presse nahm uns wahr, wir erstellten Anthologien, die wir mit Fördermitteln drucken lassen konnten. Wir organisierten zehn Jahre lang einen Literaturwettbewerb für Fünftklässler, landkreisweit. Mit einem jeweils abschließenden Kinderliteraturfest. Alles ehrenamtlich und mit sehr viel Freude.

Die Jungen gingen irgendwann wieder, neue Ideen hatten es schwer, neue Texte auch. Ein Kern an Gründungsmitgliedern blieb.

Auch ich suchte etwas Neues. Die Treffen und Gespräche in dieser Gruppe haben mir sehr geholfen. Mich ermutigt, weiterzuziehen, mir Mitstreiter zu suchen, die das Schreiben ernst nahmen und lernen wollten.

Litmatsch in Potsdam

Nach Potsdam und noch dazu in dieses Stadtrandgebiet zu gelangen, ist logistisch eine zeitraubende Angelegenheit. Ich brauchte zwei Stunden für die Anreise, hörte eineinhalb Stunden zu oder trug selbst etwas vor, fuhr zwei Stunden zurück – wenn es gut lief und die Züge pünktlich waren.

Obwohl viele der Autorinnen, die sich dort trafen, von der großartigen Zeit „davor“ schwärmten und noch besseren Lehrern, halfen mir die Gespräche und Textbesprechungen sehr. Eine Weile nutzte ich deshalb diese Gruppe – bis sie sich schleichend veränderte. Jüngere Autorinnen kamen und gingen, wurden hofiert und verschwanden, wollten die Leitung übernehmen und änderten Ablauf und – aus meiner Sicht – Qualität. Irgendwann stellte sich für mich die Frage, ob es den Aufwand lohne. Ich suchte nach Gruppen in Berlin, zu denen ich schneller gelangen konnte als in die Landeshauptstadt, was ich bedauerte.

Berlin

In Berlin gibt es zahlreiche Schreib-Gruppen oder Vereine, denen man sich anschließen kann, ich probierte zwei davon aus. Eine bestand aus Frauen, die sich im oberen Raum einer Kneipe trafen – ich lernte viel. Dramaturgie, Stil, Sprachliches. Irgendwann organisierten wir eine Lesung. Und dann – ich habe die Einzelheiten tatsächlich vergessen – zerbrach die Gruppe. Es gab einen Rest, der sich weiterhin traf, aber die Luft war raus. Für mich. Die literarische Qualität in dieser Gruppe war beeindruckend, es dauerte Jahre, ehe ich Ähnliches fand.

Parallel hatte ich begonnen, regelmäßig stattfindende Schreibwerkstätten eines Vereins zu besuchen. Auch hier gab es qualitativ hochwertige Literatur. Austausch. Diskussion. Lesungen. Eine Anthologie. Gute Gespräche am Rande und konstruktive Kritik – davon allerdings manchmal zu wenig oder überschattet von Meinungsäußerungen, die die Person betrafen und nicht den Text. Zudem stellte ich fest, dass Romanauszüge fast immer negative Kritik ernteten, ausschließlich deshalb, weil es Auszüge waren und keine abgeschlossenen Texte. Kurzgeschichten ließen sich besser einordnen, aber die schrieb ich selten. Man durfte zwanzig Minuten lang Text vortragen, also etwa zehn Seiten. Mir war das schließlich zu wenig. Ich stellte mir vor, in einer Gruppe an einem ganzen Roman zu arbeiten. Das ließ sich hier nicht realisieren.

Das Auseinanderbrechen der Gruppe nahm mir die Entscheidung ab. Ich kannte die Akteure zu wenig, um mich positionieren zu können, wollte es auch nicht.

Das Schriftstellerhaus

Ich weiß nicht mehr, wo ich die Postkarte mit der Werbung für das Schriftstellerhaus zum ersten Mal sah. Berlin, Gruppenarbeit, Romanschreiben. Es klang nicht nur perfekt, es wurde tatsächlich so, wie ich es mir vorgestellt hatte. Natürlich musste ich mich auch mit drei anderen Romanentwürfen beschäftigen, aber ich hatte schon oft bei der Besprechung fremder Texte für meine etwas lernen können – und es waren alles hochwertige Texte, sprachlich, dramaturgisch, stilistisch.

Ich hatte eine Heimat gefunden.

Drei Jahre lang blieb ich in unterschiedlichen Kleinstgruppen unter der beeindruckenden fachlichen wie respektvollen Leitung und schrieb. Präsent und online, beides funktionierte.

Inzwischen ist das Schriftstellerhaus umgezogen. Es bietet weiterhin einen Platz zum Romanschreiben, in einer Mischung aus Präsenz und Onlinekurs, und ich überlege schon wieder, mich dort zu bewerben.